Das Selbstverständnis von EUniCult
Das Selbstverständnis von EUniCult beruht auf zwei Grundannahmen:
1. Europäische Bildung kann zum einen nur als eine Einheit verstanden werden, die durch Vielheit vermittelt ist. Zu ihren prägenden Traditionen sind daher vielfältige Zugänge - eher zentrale, eher von der Peripherie oder eher von außen kommende - möglich und wünschenswert. Mitteleuropäische und von Humboldt'schen Ideen bestimmte Denkformen spielen dabei eine wichtige, aber eben keineswegs exklusive Rolle in einem vielstimmigen Dialog, der aber immer auch reflektiert, in welchem Maß Europa seine Identität der Auseinandersetzung und dem produktiven Konflikt verdankt.
2. Es ist von großem Belang, die verschiedenen Wirklichkeitszugänge innerhalb und außerhalb der Wissenschaften miteinander in Beziehung zu setzen. Dies betrifft das komplementäre Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften, aber auch ihre Beziehung zu den kulturellen Formen der Religionen und Künste. EUniCult versteht dementsprechend Kultur nicht einseitig von den Geisteswissenschaften aus, sondern betont das Wechselverhältnis aller kulturellen Dimensionen.
Es geht EUniCult nicht darum, die altehrwürdige Alma Mater wiederherzustellen oder den Universitätsbetrieb von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfordernissen abzukoppeln. Im Gegenteil: Es ist und bleibt richtig, dass sich Universitäten auch als praxisnahe, effizienzorientierte Lehr- und Forschungsbetriebe verstehen, die in der Lage sind, Talente "bedarfsgerecht" auszubilden und Begabungen zu fördern, die sich in der globalen Wissensgesellschaft bewähren. Es ist allerdings ebenso richtig, dass die Perspektive der Selbstbildung des Menschen gerade in Zeiten durchrationalisierter Studienbedingungen und Studieninhalte ihre Geltung behalten muss.
Denn Bildung, daran halten die Initiatoren von EUniCult fest, ist mehr als Wissensvermittlung, Anwendungsorientierung oder Kultivierung von Wissensbeständen.
Kurzum: Es geht EUniCult um ein so zeitgemäßes wie europaspezifisches Verständnis von Bildung, Wissenschaft und Wissensgemeinschaft.